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Mathematik(er) auf   Banknoten

Schaut man in die Geldbörsen in aller Welt, so entdeckt man viele Banknoten, die voller Mathematik, Physik und Astronomie stecken.

Ulug Begh

Die erst im Februar 2019 ausgegebene Banknote ist ganz dem berühmtesten Wissenschaftler Usbekistans gewidmet. Ulugh Beg wurde 1394 geboren. Er ist ein Enkel des berühmten Eroberers Tamerlan. Im Jahr 1409 wurde Ulugh Beg als Vizekönig in Samarkand eingesetzt. Ulugh Beg begann dort mit systematischen Beobachtungen der Gestirne. Auf der Grundlage des Almagest von Ptolemäus ermittelte er die Sternpositionen von rund 1.000 Sternen neu. Zu diesem Zweck erbaute er 1428 das Observatorium Gurchani Zidsch. Die Anlage wurde nach seinem Tod zerstört. Der im Boden verlaufende Teil des Sextanten blieb erhalten und wurde 1908 wieder entdeckt. Auf der Rückseite der 100.000 Som-Note ist das heutige Eingangstor zum Museum zu sehen, dahinter die Überwölbung des unterirdisch verlaufenden Sextanten.

Auf der rechten Seite der Note ist eine Funktionsskizze zu erkennen, oben in der Mitte eines der zahlreichen Astrola bien, die vor Ort im Einsatz waren. Durch die Größe des Sextanten konnte die Jahreslänge (siderisch) zu 365 Tage, sechs Stunden, zehn Minuten und acht Sekunden berechnet werden. Das sind lediglich 58 Sekunden mehr im Vergleich zum heutigen Wert. Der Sternenkatalog Zidsch-i- Sultani war im Wesentlichen 1437 abgeschlossen. Er enthielt auch zahlreiche trigonometrischen Berechnungen, an denen Ulugh Beg beteiligt war. So wurde u. a. der Wert von sin 1° ermittelt. Erst dessen 17. Stelle nach dem Komma weicht von heutigen Berechnungen ab. Seine Förderung der Wissenschaften, auf Kosten der religiösen Ausbildung, führte 1447 zu einem Aufstand, zwei Jahre später wurde er hingerichtet. Das Observatorium wurde komplett zerstört. Einem beherzten Astronomen gelang die Flucht, so dass der Sternatlas gerettet werden konnte. Über mehrere Stationen gelangte er nach Europa, wo er vervielfältigt wurde und erst durch die Beobachtungen von Tycho Brahe 1586 verbessert werden konnte.

René Descartes

René Descartes wurde am 31. März 1596 in La Haye en Touraine geboren. Er ging mit acht Jahren ins Jesuitenkolleg von La Flèche und studierte anschließend in Poitiers Jura. Von seinen vielfältigen Forschungen und Abhandlungen soll hier vor allem auf sein mathematisches Wirken hingewiesen werden. Bekannt ist sicher das kartesische Koordinatensystem, benannt nach seinem latinisierten Namen Cartesius. In seinen Schriften findet sich dazu nichts, aber in seinem berühmten „Discours de la méthode“ von 1637, in dem auch sein fundamentaler Spruch „Cogito, ergo sum“ (dt. „Ich denke, also bin ich“) zu finden ist, setzt er Geometrie und Algebra miteinander in Beziehung. Descartes erkannte, dass sich geometrische Fragestellungen in Gleichungen übersetzen lassen und dass das Lösen von Gleichungen oft eine geometrische Interpretation zulässt. Dieser Ansatz war sehr fruchtbar. Spezielle Ergebnisse sind die algebraische Untersuchung von Geraden und Kreisen und die Lösung des Vierkreisproblems. Mit seinen philosophischen Ansichten, aber auch mit seiner wohl recht arroganten Art machte er sich viele Feinde. Er musste aus Frankreich fliehen und starb am 11.02.1650 in Stockholm.

Die Vorderseite der Banknote, die 1942 gedruckt wurde und 1944 in Umlauf kam, zeigt ein sehr bekanntes Portrait Descartes’. Der Zirkel in seiner Hand weist auf seine intensive Beschäftigung mit der Geometrie hin. Auf der Rückseite schreibt eine Göttin „Pax“ – lateinisch für „Frieden“. Für eine Banknote, die während des Zweiten Weltkrieges in Frankreich ausgegeben wurde, ist das doch recht erstaunlich. Mit der Befreiung Frankreichs wurde der Schein ersetzt, bis Mitte Juni 1945 konnte er umgetauscht werden.

Thomas Jahre


Weitere Informationen:

Mehr zu Ulug Begh finden Sie hier: www.bit.ly/2ktYaeY

Mehr zu René Descartes finden Sie hier: www.bit.ly/374Ctpf

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